Horsemanship

Der Begriff Horsemanship bezeichnet im Grunde alles, was uns als Mensch mit Pferden verbindet. Es ist ein Versprechen an das Pferd, mit dem wir uns beschäftigen. Man könnte sie vielleicht auch als Mensch-Pferd-Studien bezeichnen. Die Verpflichtung, sich mit dem Wesen Pferd auseinanderzusetzen, uns auf es einzulassen und es zu respektieren. Die Wahrung des Tierschutzes und das ständige Bemühen um artgerechte Haltung. Daraus resultiert dann ein Umgang mit dem Tier, der für mich ganz allumfassend mit dem Begriff Horsemanship zu beschreiben ist.

Meine Prinzipien

Aus meinen Gedanken über Horsemanship und den Umgang mit Pferden sowie das Pferdetraining leiten sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Endgültigkeit – folgende Prinzipien ab:

Konsequenz

Gib deinem Pferd die Chance, dich einschätzen zu können. Verhalte dich immer so, wie du es angekündigt hast. Mach dich und dein Handeln durchsichtig.

Ehrlichkeit

Pferde lügen nicht. Versuch immer ehrlich zu deinem Pferd zu sein, und du kannst selber etwas mehr wie ein Pferd sein. Tu deinem Pferd den Gefallen, und arbeite an dir selbst.

Sanftheit

Sei sanft. Beim Reiten, beim Reden, im Umgang am Boden. Sollte aus irgendeinem Grund Druck nötig werden, unterbrich deine Sanftheit kurz. Und kehre sofort zu ihr zurück.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Das Thema „Druck“ und „Loslassen“ beeinflusst meine gesamte Arbeit mit Pferden. Das richtige Gefühl dafür macht dich zu einem angenehmen Gegenüber für dein Pferd.

Verständlichkeit

Mach dich deinem Pferd so verständlich wie möglich. Statt ihm etwas so zu vermitteln, dass es dich nicht versteht und es dann zu maßregeln, sei eindeutig und klar.

Klarheit

Reduziere deine Anfragen auf das Nötigste. Frag nicht mehrere Dinge gleichzeitig. Dein Pferd muss sich sonst die richtige Antwort aus vielen möglichen richtigen Antworten herauspicken und es wird falschliegen. Das fördert Frust, Unlust und Unverständnis.

Fairness

Sei nicht unnötig hart. Dein Pferd macht nichts absichtlich falsch. Sei eindeutig, klar und konsequent, aber immer freundlich.

Every time you interact with the horse,
you are teaching the horse.

Buck Brannaman

Pferdesport und Tierschutz

Horsemanship und sportlicher Erfolg schließen sich nicht aus. Ganz im Gegenteil ist meiner Meinung nach echter sportlicher Erfolg sogar nur dann möglich, wenn das Training so gestaltet wird, dass es für das Pferd körperlich und mental förderlich ist. Das heißt nicht, dass ich als Reiter nur noch mit der vorgehaltenen Karotte gebisslos und ohne Sattel durch das Gelände bummele, weil das Pferd nicht gerne in der Halle arbeitet, seinen Sattel nicht mag und sein Gebiss nicht gerne nimmt. Vielmehr ist es unsere Verantwortung, die bestmöglich passende Ausrüstung bereitzuhalten und das Training so zu gestalten, dass das Pferd eben doch Spaß daran finden kann. Pferde unter Berücksichtigung anatomischer, biomechanischer Begebenheiten gymnastizierend unter dem Sattel zu arbeiten ist nichts, was dem Tierschutz entgegensteht, sondern – vorausgesetzt, man möchte sein Pferd reiten – sogar absolut notwendig. Sich mit der Psychologie des Pferdes, aber auch mit sich selbst auseinanderzusetzen, an sich zu arbeiten, sich das nötige Wissen anzueignen, um das Pferd nicht nur körperlich, sondern auch mental gesund zu halten, ist unsere oberste Pflicht als Reiter, Pferdebesitzer oder einfach als Pferdefreund. Hier geht es auch darum, sich darüber im Klaren zu sein, wie Pferde lernen, wie sie gerne arbeiten, und auch wie unser eigenes Pferd am liebsten arbeitet, es zu fordern, ohne es zu überfordern, ihm Routine zu geben, ohne es zu langweilen.

Don’t do too much at one time.
Do a little bit often.

Ray Hunt

Vor diesem Hintergrund ist es mir ein dringendes Anliegen, hier die Paragraphen § 1 und § 2 aus dem Tierschutzgesetz wiederzugeben:

Erster Abschnitt
Grundsatz

§ 1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem  Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.

Zweiter Abschnitt
Tierhaltung

§ 2 Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

  1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
  2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,
  3. muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Die neun ethischen Grundsätze des Pferdefreundes

Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung – FN

  1. Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.
  2. Die Haltung des Pferdes muss seinen natürlichen Bedürfnissen angepasst sein.
  3. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.
  4. Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit oder Sport.
  5. Das Wissen um die Geschichte des Pferdes, um seine Bedürfnisse sowie die Kenntnisse im Umgang mit dem Pferd sind kulturgeschichtliche Güter. Diese gilt es zu wahren und zu vermitteln und nachfolgenden Generationen zu übermitteln.
  6. Der Umgang mit dem Pferd hat eine persönlichkeitsprägende Bedeutung gerade für junge Menschen. Diese Bedeutung ist stets zu beachten und zu fördern.
  7. Der Mensch, der gemeinsam mit dem Pferd Sport betreibt, hat sich und das ihm anvertraute Pferd einer Ausbildung zu unterziehen. Ziel jeder Ausbildung ist die größtmögliche Harmonie zwischen Pferd und Mensch.
  8. Die Nutzung des Pferdes im Reit-, Fahr- und Voltigiersport muss sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen und seiner Leistungsbereitschaft orientieren. Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch medikamentöse sowie nicht pferdegerechte Einwirkung des Menschen ist abzulehnen und muss geahndet werden.
  9. Die Verantwortung des Menschen für das ihm anvertraute Pferd erstreckt sich auch auf das Lebensende des Pferdes. Dieser Verantwortung muss der Mensch stets im Sinne des Pferdes gerecht werden.
Liebe die Pferde und sorge gut für sie,
denn sie verdienen deine Zärtlichkeit.

Altes arabisches Sprichwort